200 Jahre Künstlerkolonie Willingshausen - Wanderung an Himmelfahrt von Neustadt nach Willingshausen
1824, vor 200 Jahren wurde die Künstlerkolonie Willinghausen gegründet:
„Es war ein glücklicher Zufall, aber auch zugleich ein persönlicher Unglücksfall, dass in Willingshausen eine Künstlerkolonie gegründet wurde. Gerhardt Wilhelm von Reutern, der als russischer Offizier an der Völkerschlacht bei Leipzig vom 13. bis zum 16. Oktober 1813 teilgenommen hatte, hatte 1814 infolge einer Verwundung an der rechten Schulter den rechten Arm amputiert bekommen. Er kam zur Genesung und Rekonvaleszenz zu den Schwiegereltern seines Bruders in das Schwertzellsche Haus in Willingshausen. Im Sommer 1814 machte er erstmals Bekanntschaft mit Johann Wolfgang von Goethe in Weimar. Goethe erkannte von Reuterns künstlerisches Talent und regte ihn zum Malen und Zeichnen an. Bei zwei weiteren Besuchen in Willingshausen 1815 und 1818 begann er schließlich autodidaktisch, Willingshäuser Bauern, Mägde und die Schwälmer Tracht abzubilden. Er lernte in Willingshausen seine spätere Frau Charlotte von Schwertzell kennen und heiratete sie 1820. Gerhardt Wilhelm von Reutern wurde in Willingshausen zunächst sesshaft und begann für die kaiserlich-russische Familie zu zeichnen und zu malen. Er bezog ein Ehrengehalt der kaiserlich-russischen Familie, das ihm nunmehr seine finanzielle Unabhängigkeit ermöglichte. Als erster erkannte Gerhardt von Reutern den kunsthistorischen Wert der Schwälmer Trachten, die er in zahlreichen Abbildungen als Motiv aufgriff. Viele seiner Werke befinden sich seither in der Petersburger Eremitage. 1824 kam der Kasseler Professor der Kunstakademie, Ludwig Emil Grimm, der jüngere Bruder der Brüder Grimm, zu Landschaftsstudien nach Willingshausen. Das Zusammentreffen und Austauschen dieser beiden Künstler im Schwertzellschen Schloss gilt als Gründungsjahr der Willingshäuser Malerkolonie und war zugleich der Anfang der Freiluftmalerei in der Kunstgeschichte. Es folgten weitere Aufenthalte Ludwig Emil Grimms in Willingshausen 1826 und 1827. Gerhardt Wilhelm von Reutern schuf 1829 die Federzeichnung Hute-Eichen, die er seinem Gönner Johann Wolfgang von Goethe schenkte. Die Zeichnung befindet sich heute im Weimarer Goethehaus.“
Mit zahlreichen Veranstaltungen begeht die älteste Malerkolonie das Jubiläumsjahr.
An Himmelfahrt, dem 9. Mai 2024, findet eine Wanderung vom Neustädter Bahnhof nach Willingshausen statt. Start ist am 10.30 Uhr. Der Ausgangspunkt wurde bewusst gewählt, den ab den 1850er Jahren kamen die Künstler zumeist mit dem Zug zunächst nach Neustadt und wurden dann mit einer Kutsche nach Willingshausen gebracht.
Bürgermeister Thomas Groll wird die Wanderer begrüßen. Auf dem Weg in den Nachbarort gibt es historische Informationen am „Dreiherrenstein“.
Nachmittags ist für Getränke und Speisen an der Kunsthalle Willingshausen gesorgt.
Interessierte aus Neustadt sind herzlich zu einer Teilnahme eingeladen.