Historische Veranstaltungsreihe - 40. Jahrestag der Wahl von Papst Johannes Paul II. - Beeindruckende Rede von Annette Schavan
Veranstaltungsreihe eingeladen. Das von Bürgermeister Thomas Groll ausgewählte Thema des Abends lautete diesmal „Der Papst und die Kunst des Politischen – 40. Jahrestag der Wahl von Papst Johannes Paul II.“.
Erneut waren über achtzig Interessierte aus Neustadt und umliegenden Städten und Gemeinden der Einladung gefolgt. Die seit zehn Jahren existierende Veranstaltungsreihe erfreut sich stets großer Beliebtheit, was natürlich auch an den bekannten Ehrengästen liegt.
Diesmal konnte Thomas Groll Annette Schavan begrüßen. Sie war von 1995-2005 Kultusministerin von Baden-Württemberg. Anschließend bis 2013 Bundesministerin für Bildung und Forschung und von 2014-2018 Deutsche Botschafterin beim Hl. Stuhl. Während ihrer Zeit als Bundesministerin war sie auch stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und galt als eine enge Vertraute der Bundeskanzlerin. Der Bürgermeister stellte Annette Schavan als eine Frau vor, die nicht nur rede, sondern etwas zu sagen habe. Es wäre zu wünschen, so Groll, wenn es mehr Politikerinnen und Politiker gäbe, die wie die engagierte Katholikin Schavan klare Positionen zu Grundsatzfragen bezögen. Er sei froh, dass es endlich gelungen sei, Annette Schavan für einen Vortrag zu gewinnen. Übrigens, wie bei der Veranstaltungsreihe üblich, ohne Honorar.
Nachdem das „Trio Semplice“ mit der Vatikan-Hymne „Marché Pontificale“ die Gedenkveranstaltung eröffnet hatte, führte Bürgermeister Groll kurz in das Thema ein. Er erinnerte dabei ebenso an den 58jährigen kraftstrotzenden Papst aus Polen, der nach seiner Wahl 1978 die Massen begeisterte, wie auch an den alten und von Krankheit gezeichneten Pontifex, der trotzdem den Stuhl Petri nicht verließ. Der inzwischen heiliggesprochene Karol Wojtyla sei ein politischer Papst gewesen. Zuerst habe er den Freiheitswillen seiner polnischen Landsleute gestärkt, dann Anteil am Fall des „Eisernen Vorhangs“ gehabt.
Annette Schavan hielt einen fast einstündigen Vortrag und erntete dafür große Zustimmung und viel Beifall. Sie zeichnete zu Beginn ein Bild von über zweitausend Jahren Christentum und verwies auf dessen Werte, die zweifellos auch ohne die Institution Kirche Gültigkeit hätten. Gerade heute seinen diese von Wichtigkeit. Die Achtung jedes einzelnen Menschen sei unverzichtbar für das Zusammenleben. Die ehemalige Bundesministerin machte deutlich, dass das Wirken von Johannes Paul II. natürlich von seiner persönlichen Biografie geprägt gewesen sei. Wer, wie er, Jahrzehnte in der Diktatur des Kommunismus lebte, für den sei Freiheit von entscheidender Bedeutung. Daher habe er die polnische Gewerkschaft Solidarnosc um Lech Walesa unterstützt und somit den Grundstein für die friedliche Revolution der Jahre 1989/90 in Mittel- und Osteuropa gelegt.
Schavan erwähnte seine zahlreichen Auslandsreisen. Hier sei er stets ohne Berührungsängste vorgegangen und habe etwa das Gespräch mit dem Alt-Kommunisten Fidel Castro auf Cuba gesucht. Johannes Paul II. stehe damit für Dialog und nicht für Abschottung. Dies sei gerade auch heute von besonderer Bedeutung. Wir lebten in einer unruhigen Zeit, stellte die erfahrene Politikerin fest. Das Europa, das Konrad Adenauer, Robert Schuman Alice de Gasperi gemeinsam mit anderen aufgebaut hätten, drohe langsam zu zerfallen. Auch in unserem Land sei Unruhe spürbar. Jetzt gehe es daher darum, zusammenzuführen und nicht zu spalten.
In seinem Schlusswort dankte Bürgermeister Thomas Groll Annette Schavan für ihre orientierenden Worte. Solche wünschten sich viele der Anwesenden von denen, die heute Verantwortung für unser Land tragen.