Modellversuch „Neuanlage von Rainen“
Entlang zahlreicher Äcker sind die Raine (unbebauter schmaler Streifen Land) an den landwirtschaftlichen Wegen im Laufe der Jahrzehnte aus verschiedensten Gründen schmaler geworden oder existieren nicht mehr. Wurden die Raine in der Vergangenheit noch von Landwirten oder Kleintierhaltern zur Futtergewinnung in bescheidenem Ausmaß genutzt, so verloren sie in der Folge jeden Nutzwert und werden sukzessive Bestandteil der Ackerflächen.
Da aufgrund der landwirtschaftlichen Intensivierung die Äcker immer arten- und blütenärmer wurden, geraten die Wegeraine nun wieder vermehrt in den Blick des Naturschutzes.
Unterbleibt lediglich das Beackern dieser Flächen, so bildet sich auf ihnen eine brachen ähnliche Situation, die aus Sicht von Naturschutz (Blütenarmut) und Landwirtschaft (Aufkommen von Problemunkräutern) unerwünscht ist. Sinnvoller ist daher eine gezielte Ansaat, um die Raine kräuter- und blütenreich zu gestalten. Wenn die Raine dadurch grasärmer sind, dann hat dies für die Landwirtschaft Vorteile, denn auf Gräsern bilden sich eher Pilze, die sich anschließend auf den angrenzenden Getreidefeldern ausbreiten.
Auf kleineren Probeflächen im Neustädter Stadtteil Momberg werden jetzt neue Raine angelegt. Dadurch sollen praktische Erfahrungen gesammelt werden. Es bleibt etwa abzuwarten, wie sich die Raine unter dem Einfluss von Pflanzenschutzmitteln, Dünger und einem oftmals notwendigen Mulchen entwickeln. Blütenreiche Raine bieten Nahrung für Insekten, Vögel und pflanzenfressende Säugetiere, Deckung für Junghasen u.a., schaffen einen Biotopverbund, dienen dem Erosionsschutz – für Neustadt von besonderer Wichtigkeit – und tragen zu einer abwechslungsreicheren Kulturlandschaft bei.
Die Initiative zur Neuansaat entstammt einer Arbeitsgruppe zu Feldwegen in Momberg. Daran waren die Kommune, die Fachdienste Umwelt und Landwirtschaft des Landkreises, Landwirte, die Umwelt- und Naturschutzgruppe Momberg und die Agentur für Naturentwicklung beteiligt.
Ein weiteres Ergebnis der Arbeitsgruppe ist auch ein Feldwegekonzept u.a. mit Aussagen zur Pflege von Wegen und Rainen für Teile der Gemarkung, dass durch die Agentur für Naturentwicklung für die Kommune entwickelt wurde.
Im Rahmen eines Ortstermins betrachteten Bürgermeister Thomas Groll und Erster Kreisbeigeordneter Marian Zachow gemeinsam mit Ortsvorsteher Jörg Grasse die Anlage eines ersten Raines durch Landwirt Thomas Mohr. Dabei waren auch Uwe Krüger (FD Umwelt), Michael Krieger (Umwelt- und Naturschutzgruppe) und Dr. Ursula Motthes Wagner von der Agentur für Naturentwicklung.
Bürgermeister Thomas Groll trat dafür ein, das Feldwegekonzept Schritt für Schritt im Bereich Momberg umzusetzen und auch die Kernstadt und die anderen Stadtteile mit einzubeziehen. Er begrüßte zudem die Neuanlage von Rainen und hofft, dass sich hieran in der Folge zahlreiche Landwirte beteiligen. Eine Auffassung, der der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow ausdrücklich zustimmte.
Gerade für Neustadt sei nämlich eine Verbesserung des Erosionsschutzes bei Starkregenereignissen wünschenswert.
Das Saatgut für das Modellprojekt übernahm die Kommune, Uwe Krüger leistete die inhaltliche Vorarbeit.