Svetlana Nerenberg – Koordinatorin des Projektes „Älterwerden in Neustadt“ stellt sich vor
Liebe Neustädterinnen und Neustädter,
seit dem 1. September habe ich die Koordination für das Projekt „Älterwerden in Neustadt“ übernommen. Es ist ein Projekt das aus dem Altenhilfekonzept resultierte und vom Landkreis Marburg-Biedenkopf zur Vorbereitung einer örtlichen Leitstelle gefördert wird. Mein Hauptziel wird es in den nächsten Monaten sein engagierte Menschen zu finden, die sich für die Belange von Senior*innen, kranken und behinderten Menschen sowie Familien und Alleinerziehenden, die in Notfällen vorübergehen Unterstützung benötigen, einsetzen. Dazu spreche ich derzeit viel mit Menschen in und aus Neustadt, die sich mit diesen Themenfeldern bereits beschäftigen.
Einige von Ihnen kennen mich vielleicht bereits. Seit September 2016 bin ich vom bsj Marburg e.V. als Quartiersmanagerin im Rahmen des Städtebauförderprogams „Soziale Stadt“ tätig. Ich bin Diplom Wirtschafts- und Sozialgeographin und nach beruflichen Stationen wie Osnabrück und Berlin, hat mich der Zufall nach Neustadt gebracht. Geboren bin ich in einem kleinen sibirischen Dörfchen, aufgewachsen in einem ebenfalls kleinen, emsländischen Dörfchen nahe der niederländischen Grenze. Derzeit wohne ich auch in einem Mini-Ortsteil von Kirchhain – das Landleben finde ich einfach toll, hier würde ich am liebsten bleiben. Doch genau hier setzt das ABER ein. Meine Mutter ist vor 20 Jahren verstorben, mein Vater lebt seitdem alleine und ich wohne ganze 400 km weiter weg. Er kommt in das „kritische Alter“. Kleine Krankheiten steckt er nicht mehr ganz so gut weg. Ich kann mich glücklich schätzen, dass meine ältere Schwester in der Nähe wohnt. Was wäre aber, wenn ich keine Geschwister hätte?
Demographischer Wandel, Schrumpfende Einwohnerzahlen, Trend zu Singlehaushalten, problematische Aufrechterhaltung öffentlicher Infrastrukturen, wie Gesundheit und Pflege, Einkaufen und Kultur – ich denke es ist Zeit für ein Umdenken in unserer Gesellschaft. Wir alle müssen mehr Verantwortung übernehmen für unsere Mitmenschen und somit auch für uns. Auf einer Veranstaltung des Gesundheits- und Pflegestützpunktes des Landkreises Marburg-Biedenkopf hörte ich kürzlich: Sich um jemanden zu kümmern bzw. für jemanden zu sorgen sei „uncool“ daher sei es schwierig engagierte Menschen zu finden. Vielleicht haben Sie ja Ideen wie wir es ändern können?
Aus der Presse und auf sämtlichen Veranstaltungen zu diesem Thema liest und hört man immer wieder von Bürgerhilfen. So auch aktuell in Stadtallendorf. Ich glaube wirklich, dass es eine gute Möglichkeit sein könnte für Neustadt. Christina Stettin, vom Bürgerverein „Leben und Altwerden in Mardorf und Umgebung e.V.“, ist eine herzliche, aufgeschlossene Frau, die bereit ist Ihr Wissen im Aufbau einer organisierten Bürgerhilfe in Neustadt zu teilen. Im Übrigen hat sie dies bereits letztes Jahr getan und zwar auf der Informationsmesse „Älter werden in Neustadt“ im Haus der Begegnung. Wenn Sie Interesse haben zusammen mit weiteren interessierten Neustädterinnen und Neustädtern beim Aufbau einer Bürgerhilfe mitzudenken, mitzumachen und mitzugestalten, dann melden Sie sich bei mir. Ich würde mich sehr freuen!
Einige von Ihnen sagen jetzt bestimmt: „ So etwas brauchen wir hier nicht. Auf dem Land sind wir gut vernetzt.“ Dass Ihr soziales Umfeld intakt ist, finde ich klasse! Doch leider geht es nicht allen Menschen so. So z.B. meine Nachbarin: Sie ist gerade mal 61 Jahre alt und leidet akut an Parkinson. Ihre Kinder haben Wurzeln in entfernten Metropolen geschlagen ihr Ehemann ist 20 Jahre älter. Wenn es ihr schlecht geht, dann unterstützen mein Mann und ich sie im Alltag. Kaufen ein, kochen gelegentlich für sie und fahren Sie zum Arzt. Wenn es ihr gut geht, dann liest, spielt und malt Sie mit unseren Kindern und bekocht auch uns und das kann sie wirklich sehr gut! Meine Kinder nennen sie Oma. Es ist ein Geben und Nehmen. So stelle ich mir ein erfülltes Miteinander vor.
Svetlana Nerenberg
Koordinatorin „Älterwerden in Neustadt“
Sprechzeit: Do 14-16 Uhr im Quartiersbüro, Marktstraße 6
06692 9691159 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!