Ein Bürgerverein für Neustadt, Mengsberg, Momberg und Speckswinkel? - Über sechzig Interessierte nahmen an Info-Abend teil
Äußerst erfreut zeigte sich Bürgermeister Thomas Groll und Quartiersmanagerin Svetlana Nerenberg über die Resonanz, die am 25. Februar 2019 der Info-Abend zum Thema "Ein Bürgerverein für Neustadt, Mengsberg, Momberg und Speckswinkel" im Historischen Rathaus fand. "Wenn man Stühle hinzustellen muss, dann ist dies immer ein gutes Zeichen. Dies spricht nämlich dafür, dass eine Veranstaltung auf Interesse stößt", so der Bürgermeister. Weder er noch Svetlana Nerenberg hatten mit über sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerechnet. Der Besuch wäre noch höher gewesen, wenn es im Vorfeld nicht noch einige Absagen wegen Krankheit und anderer Termine gegeben hätte.
In seiner Einleitung machte Thomas Groll deutlich, welche Aufgaben ein Bürgerverein wahrnehmen soll. "Mit einem Bürgerverein könnte die Lebensqualität und Attraktivität in Neustadt, Mengsberg, Momberg und Speckswinkel für alle Bevölkerungsgruppen erhalten und schrittweise auch gesteigert werden. Ein Bürgerverein darf keine Konkurrenz zu gestehenden Vereinen und Verbänden darstellen, sondern muss sich als deren Partner verstehen. Er soll eine Antwort auf die Herausforderungen des Demografischen Wandels und eine sich immer mehr verändernde Vereinslandschaft sein. Ein Bürgerverein wäre auch eine gute Ergänzung zum geplanten Familien- und Generationenzentrum von 0-99 Jahren im neuen Kultur- und Bürgerzentrum", so Thomas Groll. "Wir müssen unsere Kommune fit für die Zukunft machen, wenn es bei uns lebenswert bleiben soll. Wir brauchen den Mut für neue Wege und wollen von denen lernen, die sich bereits aufgemacht haben", führte der Bürgermeister weiter aus. "Im letzten Jahrzehnt haben wir daran gearbeitet, das soziale Angebot für Jung und Alt zu verbessern. Wir sind dabei gut vorangekommen, aber es gibt sicher noch Luft nach oben. Ein Bürgerverein könnte hier ansetzen", betonte er. "Das, was andere schon erfolgreich umgesetzt haben, können wir auch schaffen. Wir müssen es nur wollen. Die vorhandenen Talente gilt es zu benennen und einzusetzen. Ein solcher Verein lebt vom Ehrenamt. Die Kommune würde ihn finanziell und ideell unterstützen, sicherlich auch im Vorstand mitarbeiten. Aber der Verein muss wachsen und selbst seinen Weg finden", erläuterte Groll seine Vorstellungen eines Bürgervereins.
Das Bild eines antiken griechischen Tempels zog der Bürgermeister heran, um sein Vereinsbild zu verdeutlichen. Man brauche ein solides und tragfähiges Fundament aus Mitgliedern, Engagierten und Nutzerinnen und Nutzer der künftigen Angebote. Darauf stünden dann die "Angebotssäulen". Diese könnten Bürgerbus, Bürgerhilfe, Begegnung (Mittagstisch, Erzählcafé, Veranstaltungen), Beratung oder Bewegung (Gesundheitsprävention) lauten. Das Giebeldach, der Vorstand, halte alles zusammen, koordiniere und sorge für die Finanzen.
Der Bürgermeister warb dafür, nach einer Überlegungsphase den Verein auf den Weg zu bringen. "Wir dürfen nicht endlos diskutieren, sondern sollten uns nach einigen Wochen des Nachdenkens auf den Weg machen. Dabei gilt es, Frauen und Männer für eine aktive Mitarbeit im Vorstand zu gewinnen", so Groll.
Als Gäste hatte man sich Vorstandsmitglieder des Bürgervereins Miteinander - Füreinander Marktgemeinde Eiterfeld e.V. eingeladen. Die Gemeinde zählt 7.700 Einwohner in 20 Ortsteilen und liegt zwischen Hünfeld und Bad Hersfeld im Landkreis Fulda.
Die Vorsitzende Petra Quanz und Schriftführer Hartmut Dönch stellten den 105 Mitglieder zählenden Verein näher vor, der 2014 gegründet wurde. Näheres erfahren Interessierte unter www.mit-fuer-eiterfeld.de.
Folgende Aufgaben nimmt der Bürgerverein Eiterfeld war:
"Gemeinschaft fördern und erleben": Erzählcafé, Spieletreff, Büchertausch, Bürgerkino und Tanzkreis.
"Akute Hilfe in Notsituationen": Unterstützung in schwierigen Alltagssituationen wie Fahrdienste zu Ärzten und Behörden, Hilfe bei Einkäufen, Schnee schieben, Umzüge.
"Integration": Unterstützung geflüchteter Menschen.
"Kulturelle Veranstaltungen": Vorträge, Konzerte, Sprachkurse, Kochkurse
Ab März 2019 kommt noch ein Bürgerbus hinzu.
Petra Quanz und Hartmut Dönch machten durch ihren Vortrag Lust auf einen solchen Verein auch in Neustadt. Der Weg dahin, so die Vorsitzende, sei nicht immer einfach gewesen, aber er habe sich gelohnt.
Ein Bürgerbus ist auch in Neustadt geplant. Gerd Leißner, Reinhold Mann und Wolfram Ellenberg erarbeiten gerade das notwendige Betriebskonzept und den Fahrplan. Eine Abstimmung mit dem Regionalen Nahverkehrsverband Marburg-Biedenkopf fand bereits statt. Man geht davon aus, dass die Unterlagen Anfang März fertiggestellt sein werden. Diese bilden dann die Grundlage für die Bewerbung der Kommune um einen kostenlos vom Land Hessen bereitgestellten Bürgerbus (9-Sitzer).
Gerd Leißner trug an diesem Abend für die Arbeitsgruppe einige Eckpunkte vor. Er betonte, dass ein Bürgerbus keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum Öffentlichen Personennachverkehr sein solle. Zunächst sollen an zwei Tagen in der Woche Fahrten stattfinden. Hierbei wolle man sich eines festen Fahrplanes bedienen, der die Kernstadt und die Stadtteile einbeziehe. Fahrtziele seien u.a. Ärzte, das Rathaus oder Einkaufsmöglichkeiten. Die Fahrten seien kostenlos, Spenden aber willkommen. Für die laufenden Kosten werde die Kommune aufkommen. Erfreulicherweise hätten 27 Personen Interesse bekundet, als Fahrer zu fungieren. Der Bürgerbus könne auch dazu genutzt werden, den Mittagstisch in Speckswinkel oder andere
(Sonder-)Veranstaltungen anzufahren. Man hoffe, dass der Bürgerbus zur Jahresmitte 2019 starten könne.
Svetlana Nerenberg trug Überlegungen zu einer Bürgerhilfe für Neustadt vor. Solche Bürgerhilfen gibt es u.a. bereits in Mardorf und in Lahntal. Hierbei gehe es um die Organisation von Hilfen von Bürgern für Bürgern. Zielgruppe seien Menschen mit Alltagsproblemen, für die es keine gewerblichen Anbieter gebe. "Ältere" solle geholfen werden, möglichst lange in der gewohnten Umgebung zu bleiben. "Jüngere" könnten etwa durch Leihoma und -opa entlastet werden.
Dabei gebe es zwei Modelle. Einmal werde der Aufwand der Helfenden entschädigt. Hier gebe es dann auch Möglichkeiten, dass die Pflegekasse Zahlungen leiste, das setze aber Schulungen der Helferinnen und Helfer sowie weitere Vorarbeiten voraus. Zum anderen gebe es niedrigschwellige Unterstützungsangebote ohne Aufwandsentschädigung, quasi Nachbarschaftshilfe.
Ziel sei natürlich eine "echte" Bürgerhilfe. Aber zunächst einmal, so Svetlana Nerenberg, wolle man mit niedrigschwelligen Angeboten starten, damit die Sache ins Laufen komme.
Erfreulich sei, dass es bereits 14 Interessierte gebe, von denen 6 an einer Schulung in Mardorf teilnehmen.
Als nächster Schritt stünde nun an, Bedürfnisse ("Ich brauche Hilfe") und Fähigkeiten ("Ich kann helfen") zu erheben.
Hier können sich alle Interessierten an Svetlana Nerenberg im Quartiersbüro, Marktstraße 6, wenden (Sprechzeiten: Montag 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr und Donnerstag 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.-Nr.: 06692-9691159).
Abschließend dankte der Bürgermeister den Vortragenden und den Anwesenden. "Heute war ein gelungener Start für unser Vorhaben Bürgerverein. Jeder sollte nun das Gehörte setzen lassen. Wer die angedachten Aktivitäten gut findet, sollte dafür werben. Unser Ziel ist es, im April die Vereinsgründung anzugehen", so Thomas Groll.