Alter Kindergarten Momberg auf dem Weg zum „multifunktionalen Haus“ - Informationsveranstaltung mit Landrätin Kirsten Fründt am 5. Juni 2019
Seit Herbst 2015 steht der ehemalige Kindergarten in Momberg leer. Ortsbeirat, Kommune und interessierte Bürgerinnen und Bürger machen sich bereits seit längerem mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Kreisentwicklung des Landkreises Marburg-Biedenkopf Gedanken darüber, wie das Gebäude eine neue und vor allem nachhaltige Nutzung erfahren könnte. Ziel ist es, dass sich in Momberg ein sogenanntes „multifunktionales Haus“ etablieren kann. Zahlreiche Beispiele für solche Projekte gibt es bereits in anderen Bundesländern, u.a. in Mecklenburg-Vorpommern. Am 5. Juni 2019 fand eine Informationsveranstaltung zu der Thematik im DGH Momberg statt.
Ortsvorsteher Jörg Grasse zeigte sich erfreut darüber, dass er im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses rund fünfzig Interessierte aus Momberg begrüßen konnte. Er machte deutlich, dass sich ein zukünftiges „multifunktionales Haus“ mit seinen hoffentlich vielfältigen Angeboten aber nicht nur an die Einwohner aus Momberg, sondern auch aus Mengsberg, Speckswinkel und der Kernstadt richten würde. „Wir verfolgen bei unseren Planungen einen gesamtkommunalen Ansatz“, so der Ortsvorsteher. Zugleich hob er bereits zu Beginn hervor, dass eine solche Einrichtung keine Konkurrenz zu bestehenden Dingen vor Ort sein solle.
Landrätin Kirsten Fründt ging in ihren Worten ebenfalls auf das Vorhaben „multifunktionales Haus“ ein. Ziel müsse es gerade in den Dörfern sein, leerstehende Gebäude wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Dabei müsse man sich fragen, was in den Orten nicht mehr vorhanden sei, für was es aber einen erkennbaren Bedarf gebe. Kirsten Fründt verwies darauf, dass es aus ihrer Sicht wichtig sei, dass Kommunen und Landkreis solche Vorhaben gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft andenken und letztlich auch auf den Weg bringen. Daher habe sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf entschlossen, diese Thematik modellhaft mit den Städten Kirchhain und Neustadt anzugehen. Sowohl die alte Schule in Betziesdorf als auch das leerstehende Kindergartengebäude in Momberg seien Objekte, die sich für ein solches Vorhaben eignen würden, so die Landrätin. Sie dankte Bürgermeister Thomas Groll dafür, dass er gemeinsam mit Ortsvorsteher Jörg Grasse und seinem Team das Thema „multifunktionales Haus“ positiv begleite und die darin steckenden Chancen erkenne. Der Landkreis habe 2018 zu einer Exkursion nach Mecklenburg-Pommern eingeladen und im Februar 2019 Befragungen in Betziesdorf bzw. Momberg, aber auch Mengsberg und Speckswinkel, bei „PHLINK“, einem gemeinnützigen Verein von 50 Studierenden der Philipps-Universität in Auftrag gegeben. Die Rücklaufquote mit über 12% sei für die Neustädter Stadtteile erfreulich und auch repräsentativ. Daneben habe der Landkreis zu einer Exkursion nach Mecklenburg-Vorpommern gesorgt und die Überlegungen der letzten Wochen fachlich begleitet.
Bürgermeister Thomas Groll dankte Landrätin Kirsten Fründt für das gezeigte Engagement. „Es ist gut, dass das Vorhaben multifunktionaler Häuser beim Landkreis Marburg-Biedenkopf eine besondere Bedeutung einnimmt und sich die Landrätin persönlich hierum kümmert. Es muss unser gemeinsamer Auftrag sein, Leerstände zu verringern und bedarfsgerechte Angebote für alle Altersgruppen zu schaffen. Dabei muss das Motto „WIR“ lauten: Weitblickend, innovativ und regional“, so Groll. Der Bürgermeister sagte der Dorfgemeinschaft auch für die Zukunft die Unterstützung der Kommune zu. Im Rahmen des Dorfentwicklungsprogrammes solle der alte Kindergarten barrierefrei umgebaut und energetisch verbessert werden. Entsprechende Planungen sollen nach Erteilung eines Förderbescheides noch im Herbst 2019 beginnen. Der Bürgermeister hofft, dass 2020 dann der Umbau auch tatsächlich beginnen könne. Dabei, so der Bürgermeister, müsse aber folgendes beachtet werden: Es dürften keine Doppelstrukturen zum bestehenden Raumangebot im DGH entstehen und die Angebote müssen sich nach einer Anlaufphase selbst tragen. Eine Auffassung, die vom Ortsvorsteher geteilt wurde. In der Folge soll dann auch der Außenbereich noch eine kleinere Umgestaltung erfahren.
Mena Söhlke vom Fachdienst Kreisentwicklung stellte anschließend die Ergebnisse der Fragebogenaktion näher vor. In den drei Neustädter Stadtteilen nahmen über 12% teil. Das Durchschnittsalter betrug 54 Jahre. Die Geschlechterverteilung der Rückantworten war fast ausgewogen. Erfreulich sei gewesen, dass neben Momberg, hier betrug die Rücklaufquote sogar 21%, sich auch Einwohner aus den Stadtteilen Mengsberg und Speckswinkel an der Befragung beteiligt hätten. Die an der Befragung Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich zu für sie wichtigen Angeboten des täglichen Lebens, der Kultur, der Weiterbildung und der Gesundheit zu äußern. Auch wurden die Themenkomplexe Beratung und Kinder, Familien und Senioren angesprochen.
Aufbauend auf die Befragung wurden von einem Arbeitskreis aktiver Bürgerinnen und Bürger aus Momberg, Mengsberg und Speckswinkel unter Vorsitz von Ortsvorsteher Jörg Grasse und mit Unterstützung von Mena Söhlke „tragende Säulen“ für das multifunktionale Haus in Momberg entwickelt.
Säule I - Beratung und Bildung: Vorträge, Musikunterricht, VHS-Kurse, Computerkurse, Nachhilfe, Leben im Alltag, Rentenberatung, Aus- und Weiterbildung
Säule II- Bewegung: Fitnesskurse, Reha-Sportkurse, Sport- und Spielgruppen für Kinder, Sport für alle, Tanzkurse, Spaziergänge, Yoga- und Entspannungskurse
Säule III- Kultur- und Begegnung: Dorftreff/Flohmarkt, Kino/Filme, Kinderbetreuung, Handarbeiten/Basteln, Kaffeeklatsch, Markt regionaler Produkte, Unterhaltung, Grillen draußen, Angebote in und zur Natur, Generationstreff, Dorfgeschichten („Speelstubb“), Jugendtreff, Gastronomie/Generationskochen, Gesprächskreise/Selbsthilfegruppen für Verwitwete und Waisen, Markttag, Malen und Zeichnen
Säule IV - Dienstleistungen: Fußpflege, Gemeindeschwester, Physiotherapie, Nachbarschaftshilfe, Selbsthilfewerkstatt/Repair-Café, Medizinische Themen, Erste-Hilfe-Kurs, Blutspenden, Gästehaus Pilgerherberge, Regionale Produkte
Säule V- Helfende Hände: Kuchen backen, Bestuhlung auf- und abbauen, Hausmeistertätigkeiten, Pflege der Außenanlagen und vieles mehr
Das erarbeitete Konzept fand breite Zustimmung und soll nun in Arbeitsgruppen vertiefend behandelt werden. Zahlreiche der Anwesenden trugen sich in die entsprechenden Listen ein.
Sowohl Landrätin Kirsten Fründt als auch Bürgermeister Thomas Groll dankten der Dorfgemeinschaft für das bisher gezeigte Engagement. Die erarbeiteten konzeptionellen Überlegungen seien eine sehr gute Grundlage für das weitere Vorgehen. Ortsvorsteher Jörg Grasse verwies darauf, dass aufgrund der im Dorfgemeinschaftshaus bereits vorhandenen Räumlichkeiten zahlreiche Angebote schon jetzt starten könnten.
Mitglieder des Gesangvereins äußerten den Wunsch, nach einer möglichen Veräußerung der Vereinsräumlichkeiten (ehem. Momberger Wirtshaus am Teich) auch im „multifunktionalen Haus“ unterkommen zu können. Bürgermeister und Ortsvorsteher sagten zu, dass man eine Bleibe für die Übungsstunden finden werde. Einen festen Vereinsraum werde es aber aufgrund der Konzeption und der Förderbedingungen im alten Kindergartengebäude nicht geben können.