Neustadt erhält weitere Fördermittel von 1,314 Mio. für das „Haus der Begegnung“ Bürgermeister Thomas Groll: „Ein Traum wird wahr“
Staatsministerin Priska Hinz hat der Stadt Neustadt (Hessen) am 1. Dezember 2017 in Wetzlar den Aufnahmebescheid für den Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ überreicht. Verbunden damit sind weitere Fördermittel für den Neubau des „Hauses der Begegnung“ in Höhe von 1,314 Mio. Euro (bei förderfähigen Kosten von 1,46 Mio. Euro).
Die Kommune erhält also für das Vorhaben Zuschüsse von insgesamt 4,2 Mio. Euro. Bereits vor zwei Wochen war ein Förderbescheid über 2,88 Mio. Euro aus dem Städtebauförderungsprogramm Soziale Stadt in Neustadt eingegangen.
Damit, so der Bürgermeister, werde ein Traum wahr. Natürlich sei es seine Hoffnung gewesen, Fördermittel von mehr als 4 Mio. Euro zu erhalten, aber rechnen habe man damit natürlich nicht können. Nach seiner Ansicht sei es schon ungewöhnlich, dass die Landesregierung einer kleinen Kommune im ländlichen Raum solch eine Unterstützung zukommen lasse. Dafür sage er den Verantwortlichen in Wiesbaden ganz herzlich „Dankeschön“.
Nun kann die Planung für den Neubau des „Hauses der Begegnung“ anlaufen, betont Groll. „Wir haben gut vorgearbeitet, aber es liegt doch noch eine lange Wegstrecke vor uns.“
Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg, der den Förderbescheid für den verhinderten Bürgermeister am Freitag aus den Händen der Staatsministerin in Empfang nahm, hebt Grolls großen persönlichen Einsatz für das Vorhaben hervor.
„Als der Mitarbeiter der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen Anfang April in Neustadt war und die Planungen für eine Sanierung des Gebäudes völlig überraschend ablehnte, da hat der Bürgermeister sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um aus einem scheinbaren Rückschritt einen Fortschritt zu machen“, so Ellenberg.
Innerhalb von zwei Wochen habe er gemeinsam mit Städteplanerin Heike Brandt und Fachbereichsleiter Thomas Dickhaut eine völlig neue Konzeption erarbeitet und den Förderantrag umformuliert. Sicherlich hätten in diesen Wochen auch die Telefondrähte von Neustadt nach Wiesbaden geglüht, ist sich der Erste Stadtrat sicher.
„Neustadt wird ein neues Kultur- und Bürgerzentrum erhalten, einen wahren Ort der Begegnung“, stellt ein zufriedener Bürgermeister heraus. Ein großer, teilbarer Saal mit Bühne für Traditions- und Kulturveranstaltungen sowie Familienfeiern, ein Familien- und Generationenzentrum von 0-99, die kommunale Bücherei und ein Begegnungstreff mit Café für Menschen mit und ohne Handicap werden im zukünftigen Gebäude Platz finden. Auch über Räume für das Quartiersmanagement und/oder ein Bürgerbüro wird nachgedacht. Alles natürlich barrierefrei. Dabei sei man nicht an die alte Kubatur gebunden, sondern könne das zukünftig eingeschossige Gebäude frei planen.
Die benachbarte Martin-von-Tours-Schule soll das „Haus der Begegnung“ u. a. als Aula nutzen. Zudem wird über weitere Kooperationen mit dem Landkreis nachgedacht. Groll ist Landrätin Kirsten Fründt und Erstem Kreisbeigeordneten Marian Zachow ebenso dankbar wie dem Diakoniezentrum HEPHATA, sie alle hatten das Vorhaben gegenüber dem Fördergeber unterstützt.
Der Bürgermeister spricht davon, dass die Raumgrößen des neuen Gebäudes anhand der Notwendigkeiten ausgerichtet sein werden. Aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit hält er eine Sitzplatzkapazität von 400 Personen für den großen Saal für angemessen. „Bei der Konzeption müssen wir die Regel berücksichtigen, nicht die Ausnahme“, betont der Rathauschef.
Eine erste Kostenschätzung ging im April 2017 anhand der Zahlen des Baukostenindex 2016 und der ungefähren Gebäudegröße von Baukosten von 5 Mio. Euro aus. Diese Zahl liegt den Förderanträgen zugrunde. Thomas Groll verweist darauf, dass er im Haushalt 2018 mit einer zusätzlichen Sicherheit plane und kündigt nähere Ausführungen dazu für die Haushaltsrede am 18. Dezember an.
In diesem Zusammenhang gibt Groll aber auch zu bedenken, dass gegenwärtig die Konjunktur boome und die Auftragsbücher der Unternehmen gut gefüllt seien. „Dies ist gut für die Einkommenssteueranteile der Kommune, Schlüsselzuweisungen und Gewerbesteuer, führt aber auch teilweise zu Kostensteigerungen von bis zu 20 %.“ Man dürfe also gespannt sein, was bei den Ausschreibungen tatsächlich herauskäme. „Spekulieren helfe hier aber gegenwärtig nicht weiter“, so Neustadts Bürgermeister. Vielmehr gelte der Ausspruch von Balu, dem Bären aus Disneys Dschungelbuch: „Versuchs mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gelassenheit“. Dann, wenn die Fakten bekannt seien, müsse bewertet, entschieden und gehandelt werden.
Hinsichtlich des Zeitplanes steht nun zunächst die Auswahl der Planer an. Aufgrund der Bausummen ist hierbei zum Teil ein europaweiter Wettbewerb notwendig. Thomas Groll hofft, dass die Büros zum Ende des I. Quartals 2018 feststehen. Danach kommen dann die Planungen, Genehmigungen und Ausschreibungen. Wenn alles planmäßig verlaufe, könne es im kommenden Herbst ggf. noch Bautätigkeit geben. Wobei der Abriss dann schon zuvor erfolgen soll. Ob es gelinge, das Gebäude Ende 2019/Anfang 2020 einzuweihen, ist natürlich jetzt noch nicht absehbar.
„In diesen Tagen freuen wir uns zunächst. Zugleich sind wir uns der vor uns liegenden Aufgabe bewusst. Das größte Bauprojekt in der Geschichte Neustadts ist eine immense Herausforderung. Wir werden sie geordnet, Schritt für Schritt, angehen. Es wird sicher nicht immer alles reibungslos verlaufen, aber ich bin mir sicher, dass wir es packen werden. Unser Ziel ist ein Kultur- und Bürgerzentrum auch für die kommenden Generationen zu schaffen“, stellt Thomas Groll heraus.
Natürlich werde es auch Fragen geben, warum man ein Gebäude abreiße, das gerade einmal vierzig Jahre alt sei und für das die Kommune noch bis 2042 jährlich 40.000 Euro an Tilgung bezahlen müsse. Diese Fragen seien berechtigt, erklärt der Bürgermeister. Der eingeschlagene Weg sei gleichwohl alternativlos. Das gegenwärtige Gebäude erfüllt nicht die Anforderungen an den Brandschutz, man durfte es nur noch übergangsweise ohne größere Investitionen nutzen. Für eine umfassende Sanierung wurde die Förderfähigkeit nicht gesehen. Energetisch kommt das Gebäude aus der „Steinzeit“. Eine Neukonzeption wäre durch die Kubatur und Raumzuschnitte äußerst schwer und nur mit Kompromissen umsetzbar gewesen. Die Barrierefreiheit hätte nur mit immensen Kosten und auch nicht vollständig geschaffen werden können. Und natürlich – so Thomas Groll lächelnd – werde er nochmals mit dem Bund Kontakt aufnehmen, um über die Tilgung zu reden. Die Erfolgsaussichten seien zwar äußerst gering, aber wer nicht fragt…