Erzbischof em. Ludwig Schick<span> Bildquelle: </span>Stadt Neustadt (Hessen)
Erzbischof em. Ludwig Schick sprach über Papst Johannes Paul II.

Seit 2009 lädt Bürgermeister Thomas Groll namens der Stadt Neustadt (Hessen) zu einer zeitgeschichtlichen Veranstaltungsreihe über bedeutsame Persönlichkeiten und Ereignisse der deutschen und europäischen Geschichte ein. Diese erfreut sich großer Beliebtheit und erfährt regelmäßig Zuspruch von über 100 Gästen aus Neustadt und der Region.

Auch in diesem Jahr stehen wieder mehrere Termine an, zu denen bekannte Persönlichkeiten ihr Kommen zugesagt haben. Den Auftakt machte am 3. April 2025 der emeritierte Bamberger Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick, der über Leben und Wirken des "Jahrhundertpapstes" Johannes Paul II. sprach.

Nach der musikalischen Eröffnung mit dem "Marche Pontifikale", der Hymne des Vatikanstaates, durch das Trio "Semplice con piano forte" hieß Bürgermeister Thomas Groll erfreut rund 150 Interessierte willkommen. Unter den Gästen waren Staatsminister a.D. Dr. Christean Wagner, Landtagsabgeordneter Dirk Bamberger, die Pfarrer Andreas Rhiel, Diethelm Vogel und Karl-Josef Aschenbach, Stadtverordnetenvorsteherin Ilona Schaub und Erster Stadtrat Otmar Bonacker aus Stadtallendorf, die Ehrenbürger Willibald Preis aus Kirchhain und Manfred Vollmer aus Stadtallendorf, Neustadts langjähriger Bürgermeister Manfred Hoim, Baronin von Schwertzell aus Willingshausen sowie natürlich Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels und Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg.

In seinen einführenden Worten berichtete der Bürgermeister über seine persönlichen Erinnerungen an die Papstwahl von Karol Wojtyla 1978, dessen ersten Besuch in Deutschland 1980 oder das öffentliche Leiden und Sterben des Papstes 2005. Dabei zitierte er dessen jahrzehntelangen Sekretär Stanislaw Dziwisz, der zur Frage eines möglichen Rücktritts gesagt habe, dass Christus auch nicht vom Kreuz gestiegen sei.

Sodann stellte Groll den Werdegang des habilitierten Kirchenrechtlers Ludwig Schick dar, der nach Stationen als Hochschullehrer, Generalvikar und Weihbischof in Fulda 2002 von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof und Metropoliten von Bamberg ernannt wurde. Lange fungierte der gebürtige Marburger, der in Mardorf aufwuchs, als "Außenminister" der Deutschen Bischofskonferenz. 2022 trat er dann als Erzbischof von Bamberg zurück, um anstehende zukunftsweisende Entscheidungen durch Jüngere treffen zu lassen. Prof. Dr. Schick hält aber noch immer gerne viele Gottesdienste und Vorträge, dabei ist er in Bayern, Deutschland und auch benachbarten europäischen Staaten unterwegs.

Der volksnahe Oberhirte hatte persönliche Erinnerungsstücke an den heiliggesprochenen Pontifex aus Polen - einen Rosenkranz, ein Brustkreuz und zahlreiche Fotos - mitgebracht. Nach der Veranstaltung erläuterte er diese den Besuchern gerne und kam dabei mit zahlreichen Bekannten ins Gespräch und bewies dabei, dass er das Platt seiner Heimat immer noch beherrscht.

Zu Beginn seines einstündigen Vortrages machte Prof. Dr. Ludwig Schick zunächst seine Verbundenheit mit Oberhessen und Neustadt deutlich. Er erinnerte sich an Besuche im Pfarrhaus bei Dechant Fangohr, sprach von den Pfarrern Reinhold Schuchardt und Arnulf Hummel und Gottesdiensten an der Forstkapelle oder Firmungen.

Dem ehemaligen Krakauer Erzbischof und Kardinal Wojtyla begegnete der junge Priester Schick erstmal im September 1978, bei einer Delegationsreise der polnischen Bischöfe nach Deutschland. Viele weitere Begegnungen sollten bis 2005 folgen. Höhepunkt dabei sicher die Verleihung des Palliums, des Ehrenzeichens der Metropoliten, 2003 in Rom.

Prof. Dr. Schick bezeichnete Papst Johannes Paul II. als Pontifex der Superlative, der etwa 100 Länder weltweit besucht und fast 1.900 Frauen und Männer zu Heiligen und Seligen erhoben habe. Damit habe der Papst natürlich Politik betrieben und Zeichen für Barmherzigkeit oder die Würde des Menschen setzen wollen.

Der inzwischen heiliggesprochene Papst sei ein großer Förderer der polnischen Gewerkschaftsbewegung gewesen und habe nicht nur damit entscheidenden Anteil am Fall des "Eisernen Vorhangs in Europa", so der Gast aus Bamberg.

Der langjährige Erzbischof bezeichnete Johannes Paul II. als charismatische Persönlichkeit, die von großer Religiosität und Nähe zu Maria gekennzeichnet gewesen sei, was auch im päpstlichen Wappen mit dem „M“ zum Ausdruck kam.

"Solche Männer fehlen uns heute als Leitpfosten. An ihm und manche seiner Positionen konnte man sich zwar reiben, aber die Anerkennung für dein Wirken und Zeugnis war doch allgemein", betonte Schick.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch und der traditionellen Überreichung eines Kugelschreibers aus dem Holz des Junker-Hansen-Turmes endete eine interessante Veranstaltung.

Am Freitag, den 16. Mai 2025, 17 Uhr, spricht der frühere Bundespräsident Christian Wulff zu "80 Jahre Kriegsende" 1945.